Angelsportverein Loxstedt "Stoteler See" e.V.
 


Festvortrag, gehalten am 5. Mai 2000 zum 25jährigen
Jubiläum des Angelsportvereins Loxstedt Stoteler See
von Dr. Franz Riemann, Lanhausen, Mitglied des Gründungsvorstandes
Meine Damen und Herren, sehr geehrte Gäste, liebe Mitfischer,
wir blicken stolz auf das 25-jährige Bestehen unseres Vereins;
ich gehöre zu den besonders Erfreuten, weil ich im Gründungsvorstand
des Angelsportvereins war.
Aus Ursachen, die in der Mentalität von Fischern liegen, ist die
Gründung und vor allem die dauerhafte Organisation eines solchen
Vereines ein eher schwieriges Geschäft. Man muss nämlich bei der
Beurteilung der hinter uns liegenden Zeitspanne bedenken, dass viele
Angler nicht so sehr an der Geselligkeit hängen, sondern lieber die
Einsamkeit geniessen möchten. Angler hocken nicht zusammen; sie
laufen auseinander. Das wissen Sie alle - aber genau dies ist ein für
die Praxis problematisches Motiv, das bei der Gestaltung des
Clublebens bedacht sein muss. Bei Gemeinschafts-Angelveranstaltungen
haben unsere Aktiven gerne ein paar Meter Schilf zwischen sich und ihren Nachbarn. Beim Senioren-Angeln, wo es bei uns die Sitte gibt, dass die Jüngeren die Oldies während des Angelns bewirten, gibt es dann die Aufgabe, dass man die alten Herren erstmal suchen muss, bevor man ihnen Getränk und Kuchen bieten kann.
Auch aus anderen Gründen sind Angler schlecht unter einen
Vereins-Hut zu bringen, denn sie sind, was mancher unter Ihnen
nicht wissen mag, auch hinsichtlich der Ausübung ihres Sports sehr
verschieden. Angler ist nicht gleich Angler. General De Gaulle hat mal
über seine Franzosen gesagt, ein Volk, das 300 Käsesorten herstellt,
ist unregierbar. In abgeschwächter Form gilt dies auch für Angler,
von denen es vier Grundtypen und natürlich Mischtypen gibt. Bevor
ich nun unsere Vereinsgeschichte im Besonderen bespreche, möchte
ich uns Angler und unsere Motive im Allgemeinen einmal vorstellen,
damit diejenigen unter unseren Gästen, die keinen Fischer in der
Familie haben, sich ein Bild von uns machen können.
Sie alle kennen den Typ des Beutemachers, weil es ihn in reiner
Form schon seit der Steinzeit gibt. Es gab in der langen Geschichte
der Angelei Zeiten und Orte, da wurde der Beutemacher von
Sportfreunden verächtlich als Kochtopfangler tituliert. Heute aber
sind die Leute, die Fische für die Küche fangen, bei uns gut
angesehen. Sie sind es, die für die moralische Berechtigung der
Fischwaid sorgen, indem sie ihre Beute einem sinnvollen Zweck
zuführen. Für Biologen interessant ist der typische Ausspruch eines
solchen Fischers: Ich will keine Fische, ich will Aale - das ganze hört
man dann in plattdeutsch: Ool oder Auel, je nachdem in welcher
Gegend Norddeutschlands man angelt. Kochtopfangler unserer
Region erkennt man an ihrem Hausaltar, dem selbstgebauten
Räucherofen, der hinten im Garten steht.
Der nächste Grundtyp unter den Anglern ist der Naturfreund. Er
geniesst das leise Plätschern der Wellen, das Rauschen des Schilfes
und beobachtet das Wassergeflügel beim Balzverhalten, und einmal
habe ich einen solchen Menschen sagen gehört, das schönste am
Angeln wäre die Natur, ein Biss bedeute ihm schon eine Störung. Ich
kann diesen Satz immer noch nicht glauben, Freunde, aber ich habe
ihn gehört. Wir lieben trotz ihrer Schrulligkeit diese Anglertypen, und
beim loyalen Einsatz in politischen Verhandlungen um unseren Verein
waren unter ihnen wertvolle Mitglieder trotz ihrer Abstinenz vom
intensiven Fischfang.
Der dritte Typ ist der fanatische Geräteliebhaber. Angelgeräte
können sehr hochwertige, oft wunderschöne technische Spielzeuge
sein. Diese Empfindung hat man schon, wenn man eine alte
Bambusrute sieht, wo der Fabrikant kunstvoll nur die zähen
Aussenschichten des Bambusrohres zusammengefügt hat. Wenn man
weiss, dass sich eine Garnrolle schon gut um einen Bleistift dreht,
wundert man sich über Sportfreunde, die eine High-Tec Angelrolle
mit 5 Kugellagern brauchen. Überlange Ruten aus Kohlefaser oder
anderen neuen Materialien sind für sie Bedürfnis. Ein elektronischer
Bissanzeiger muss den Schwimmer ersetzen, der nunmehr akustisch
anzeigt, was unter Wasser passiert. Hat man mehr als eine Angel,
werden die Geräte so getunt, dass man weiss, ob man zur linken
oder rechten Angel greifen muss. Den Gerätefreak erkennt man am
Dekor seines Overalls, er hat darauf mehr Herstellerembleme, als
Michael Schumacher an seinem Ferrari. Gerätefreaks sind ein
wichtiger Wirtschaftsfaktor im Lande.
Der vierte und letzte Typ unter den Anglern ist der Sentimentale.
Er ist nicht so leicht zu beschreiben. Ich erhielt meinen Hinweis auf
diesen Anglertyp durch die Lektüre einer englischen Anglerzeitschrift,
in der eine Methode zum Barschangeln beschrieben wurde. Oft sind
Barsche die ersten Beutefische für Angler im Kindesalter. Viele von
uns haben damit ihre einschlägigen Erfahrungen. Der fortgeschrittene
englische Sportfreund beschrieb nun, dass man sinnvoll erstmal mit
Brotkrumen die kleinen Fische anlocken soll. Wenn dann die
räuberischen Barsche anfangen, diese Fischlein zu jagen, soll man die
spezielle Barschangel auslegen. Und wenn man dann einen schönen
Barsch in der Hand hält mit seinen grossen stacheligen Flossen und
den bunten roten und grünlichen und bläulichen Farben, schrieb der
Engländer gefühlvoll: "Dann kehren sie wieder - die Erinnerungen an
die langen heissen Sommer der Jugendzeit". So ist es, der
Sentimentale angelt, weil er es seit langen Jahren, die gefüllt sind mit
Erfahrungen und Erinnerungen, immer gemacht hat.
Eine Gruppe von Leuten, zusammengesetzt und teils gemischt
aus den vier Typen, die ich eben beschrieb, hat sich also am 26. April
1975 in Stotel aufgemacht, um oben in der Disko-Diele bei
Krähemker (einem Gasthaus nahe der Stoteler Kirche) einen Verein
zu gründen, den Angelsportverein Loxstedt Stoteler See. Der Stoteler
Kaufmann und Politiker Werner Mehrtens war unser Gründungs-Pate.
Damals waren die Erdbewegungen um eine 1 km grosse Sandgrube,
die im Zuge des Autobahnbaus entstanden war, gerade
abgeschlossen, und verschiedene Interessengruppen bemühten sich
um die Pachtung und Nutzung des hier neuentstandenen Gewässers.
In dieser Zeit hatte die Ankündigung und spätere Realisierung eines
politischen Beschlusses eine grosse Bedeutung für die Fischer, ich
meine die damalige Neufassung des Niedersächsischen
Fischereigesetzes. Es begünstigte bei Pachtkonkurrenzen die
ortsansässigen niedersächsischen Vereine gegenüber den Vereinen
aus den Städten Hamburg und Bremen/Bremerhaven. Ein typisches
Landeskindergesetz, gemacht von Politikern, die Wahlen gewinnen
müssen, gab nun den Dorfvereinen Privilegien, die sie vorher nicht
hatten. Heute würde man das vielleicht anders machen und dabei
sehen, dass Städter und Dörfler des Umlandes in einer
Wirtschaftsgemeinschaft leben, und dass man sie zusammenführen
soll und nicht trennen darf.
Wir traten nun in die Pachtkonkurrenz um den See ein, den wir
schon ganz früh als unseren sahen, und bewarben uns und hatten
Erfolg bei der politischen Gemeinde Loxstedt, die uns die Fischerei im
See verpachtete. Mit uns konkurrierte der Angelsportverein
Bremerhaven. Nach den Verhandlungen waren wir am Ende die
Glücklicheren, und ich erinnere mich dankbar an einige gute und
versöhnliche Gespräche mit ASV-Funktionären von Bremerhaven,
nachdem sich der Rauch verzogen hatte.
Gelegenheiten, wo die Angelsportvereine der ganzen Region sich
damals schon treffen und kennenlernen konnten, sind Lehrgänge und
Prüfungen auf dem Gebiet der Angelfischerei. Gleich nach unserer
Gründung besuchten wir einen SportfischerLehrgang, wie er heute für
alle Angler vorgeschrieben ist, in Spaden; die ganze
Gründungsmannschaft aus Stotel war da. Der Lehrer war der zweite
Vorsitzende des ASV Bremerhaven, Herr Egon Müller. Ich freue mich,
dass die Fischerei in der später angelegten Neuen Lune, die vom
Bremerhavener Verein bewirtschaftet wird, nun auch unsere beiden
Vereine in der Praxis der Nutzung zusammengeführt hat.
Der Stoteler See liegt genau an einer Grenze, wo die hohe
sandige Geest an das Torfmoor stösst. Wir erinnern uns, dass es hier
vor dem Sandabbau kleine, teilweise mit Unrat verschmutzte Tümpel
gab, die vielleicht schon Fische enthielten. Dann wurde in einem
Schwemmverfahren mit Wasser aus dem Bütteler Siel der Sand
herausgeholt. Zurück blieb ein grosses Wasserloch, 1 km lang, 30
Hektar in der Fläche gross, in der Mitte bis 14,5 m tief und an fast
allen Ufern völlig kahl. Am Südufer gab es eine torfige Abbruchkante,
sonst hatten wir Sand, Kies und Lehm. Dieses Material war im Norden
zu einem hohen Kliff aufgetürmt, das dann später stellenweise
zusammensank. Ein 3 km langes Band aus Weg und schmaler
Strasse führt um den See herum. Wir brauchten viel Phantasie, um
uns vorzustellen, dass hier einmal das Gebiet für Erholung und
Erbauung einer ganzen Region entstehen sollte.
Bei unseren ersten Probeangeln erfuhren wir, dass der kahle See
schon eine gewisse Urbesiedlung enthielt. Kaulbarsche, die der
Stoteler Angler liebevoll Schnodderbarsche oder Schnoddis nennt,
kleine Weissfische, manchmal Jungzander und vor allem Butt und
viele, viele Wollhandkrabben waren unsere erste Beute. Sie waren
mit dem leicht brackigen Spülwassser aus dem Bütteler Siel
gekommen, wo wir ihre Artgenossen schon mal probeweise vorher
angeln konnten. Im Jahre 1976 machten wir vom Boot aus eine
umfassende Echolotung des ganzen Sees; es scheint mir, dass es
nicht viele solcher Binnengewässer gibt, die von Anglern so gründlich
vermessen worden sind. Auf den Echogrammen sahen wir in
Bodennähe lange Striche, und unser Gründungsvorsitzender Ludolf
Köhler, der die Lotaktion betrieb, sagte, als ehemaliger
Fischdampferkapitän würde er hier die Abbilder grosser Fische
erkennen. Damit nahm die Mythenbildung um den Grossfischbestand
im Stoteler See ihren Anfang, sie ist bis heute noch nicht
abgeschlossen. Ich weiss nicht, ob Sie schon mal davon gehört
haben, dass es im Stoteler See wahre Fischmonster geben soll. Doch,
doch - man kann sie nur nicht fangen, weil sie immer die Angelhaken
gerade biegen.
Bei der Entwicklung des Stoteler Sees übernahm die Gemeinde
Loxstedt den grossen und schwierigen Anteil der Herrichtung der Ufer
und umlaufenden Wege und die Bepflanzung der Uferumgebung mit
Bäumen, wobei sie bei einigen Aktionen von Mitgliedern
verschiedener Vereine und Anliegern unterstützt wurde.
Wir sahen unsere wesentliche Aufgabe in einer naturgemässen
Belebung des Wasserraumes mit Pflanzen und Tieren. Das war nicht
einfach. Wenn man weiss, wie schwer es ist, das unmässige Wachsen
von Schilf in einem Graben zu verringern, muss man sich wundern,
wie schwierig es ist, einen Schilfrohrgürtel und andere Sumpfpflanzen
in einer ehemaligen Sandgrube zu etablieren. Ich erinnere mich an
eine ganze Treckerladung mit schilfreichem Grabenaushub von
Hetthorn, von wo eine Pionierbesiedlung an den See kam.
Sportfreunde mit Freischwimmerzeugnis befestigten Seerosenwurzeln
im 1 m tiefen Wasser an der Moorseite. Heute haben wir breite
Schilfröhrichte am Westufer und vor dem steilen Nordufer. Gebiete
dort, die anfänglich gar nicht als potentielle Ruhezonen erkannt
wurden, sind heute die Heimat von Wasservögeln. An der Moorseite
gibt es Rohrkolbenbestände (Pompesel); sie wachsen leicht an, sind
aber vielleicht wegen schwankender Wasserstände manchmal
schwächlich. Unter Wasser sind dichte Matten von Laichkräutern und
Wasserpest. Und im Sommer erfreuen uns Seerosen.
Beim Fischbestand haben wir mit vielen Besatzmassnahmen
eingegriffen. Karpfen, Zander, Schleie und Hechte gehören zum
Standardinventar norddeutscher Angelgewässer, und so haben auch
wir sie neben Aalen im See eingesetzt; aber wir haben darüber
hinaus gehend auch für einen reichen Weissfischbestand gesorgt,
dazu kamen Kleinfische, die nicht zum Angeln taugen, aber das Auge
erfreuen. Der hübsche Bitterling, der seine wenigen Eier in
Teichmuscheln legt, damit sie dort im Kiemenraum geschützt sich
entwickeln, ist nun in Stotel heimisch und die Muschel auch, die
mussten wir vorher aus Wehdel in Maurerbütten aus einem Fischteich
importieren. Bald werden wir auch Gründlinge haben, und ich will mir
eine Kindheitserinnerung wiederholen und die winzigen Moderlieschen
sehen, die früher so massig in den Tümpeln waren und heute im
Bestand gefährdet sind. Kürzlich meldeten die Gewässerwarte, die
regelmässig chemische, physikalische und biologische Kontrollen im
See anstellen, jetzt wären auch amerikanische Krebse im See
ansässig.
Bei unserem Tun wollten wir die Fischerei im See fördern und
den Fischen günstige Entwicklungsbedingungen bieten -
selbstverständlich. Und wir wollten auch eine schöne Umgebung
haben. Aber es kommt noch ein weiteres Motiv für unsere
Bemühungen um den See hinzu. Je reicher die Teillebensräume in
einem See gegliedert sind, und je grösser die Artenvielfalt unter den
Bewohnern ist, angefangen von Mikroben bis hin zu grossen Fischen,
umso mehr ist das Gewässer zur Selbstreinigung befähigt. Denn das
ist das, was die Natur für uns tut: Sie reinigt Wasser, Luft und Boden,
und wir müssen sie dabei unterstützen.
Neben den vielen Entwicklungsarbeiten haben wir natürlich auch
geangelt, und zwar von Anfang an, allein oder in grosser
Gesellschaft. Viele von denen, die das Angeln in der Gruppe schätzen,
liebten das Angeln um die Wette. Das ist menschlich, man will
schliesslich wissen, wer der Beste unter den Könnern in der
schwierigen Kunst des Fischefangens ist, und wer Schneider bleibt.
Wir haben Könner in unseren Reihen.
In unsere Vereinsgeschichte fällt die Geschichte vom Höhepunkt
und Niedergang des Wettangelns in Europa. In England, Frankreich,
Italien und den Beneluxländern waren damals Fertigkeiten im
Wettangeln auf grosse, kleine und ganz kleine Fische hochentwickelt,
und auch in Deutschland wuchs die Schar der Wettangler. Eine
Motivierung dieser Angelei bestand unter anderem darin, dass mit
dem Angeln auf ungeniessbare Fische auch derjenige Erfüllung seiner
Liebhaberei finden konnte, der nicht das Glück hatte, etwa an einem
Forellengewässer zu wohnen, sondern an einem verschmutzten
Kanal, dessen Fische nicht essbar waren. Die Fische wurden an
ausgelosten Plätzen geangelt, kurzzeitig gehältert, unter Zeugen
gewogen und ins Gewässer zurückgesetzt. Es entwickelte sich im
Zuge des Wettangelns ein grosser Geschäftszweig mit immer
raffinierteren Geräten, Techniken und Lockmitteln. Es gab richtige
Köderfarmen. Fasziniert haben wir von diesen Dingen erfahren und
vieles für uns ausprobiert. In den 1980er Jahren erfuhr man dann
von unerfreulichen Massenveranstaltungen, Exzessen mit
geschäftlichen Hintergründen, sodass sich die Kritik von
Tierschützern rührte. Ungeschickte Berichterstattungen von
Schriftwarten, die meinten, die Angler müssten irgendwie Flagge
zeigen, taten ein übriges. Da half es dann nicht, dass die Angler auf
die schonende Behandlung ihrer kurzfristig gehaltenen Fische
verwiesen, die man in riesige weiche Netze tat, und dass sie vielfach
auch Haken ohne Widerhaken benutzten, um die Fische nicht zu
beschädigen. Vergebens, der "Sport mit dem Fisch" war in Verruf
geraten. Wir mussten uns an die moralisch begründeten Gebote der
Tierliebhaber halten und unser Vereinsleben reformieren. So
gelangten wir wieder zu den wahren Wurzeln der Fischwaid und
spezialisierten uns auf den Fang wertvoller Speisefische. Davon gibt
es im See viele. Die schwierige Jagd auf scheue grosse Zander
beispielsweise ist für viele Sportfreunde eine reizvolle Aufgabe
geworden.
Neben den emotional angetriebenen Tierfreunden gibt es eine
andere Gruppe von Leuten, die das Sportangeln kritisch sehen, das
sind die Natur- oder Umweltschützer. Glücklicherweise haben am
Stoteler See die organisierten Naturschützer und Fischer ein gutes
Verhältnis miteinander gehabt. In den Anfangsjahren halfen
Mitglieder vom Bund für Umwelt und Naturschutz uns beim
Bepflanzen der kahlen See-Ufer mit kleinen Bäumen und
unterstützten uns mit gewässeranalytischen Messungen. Sogar
Untersuchungen des Tiefenwassers wurden mit einer Fernmesssonde
durchgeführt. Es gibt nämlich im Sommer in unseren Breiten in allen
tiefen Seen eine ausgeprägte Temperaturschichtung, und das kalte,
stabil unter einer Sprungschicht in der Tiefe liegende Wasser erhält
keinen frischen Sauerstoff von der Oberfläche, sondern zeigt während
einer Periode von etwa 4 Monaten eine Sauerstoffzehrung, die bis
zum völligen Schwund führen kann. Soweit wir erkennen konnten,
hat unser See keine Probleme der Fäulnis im Tiefenwasser. Die
geringe Belastung mit organischer Substanz und der frische
umwälzende Wind waren hier günstig.
Ursprünglich, gab es Pläne, die Moorseite des Sees unter
förmlichen Natur-Schutz zu stellen und den Zugang zu sperren. Zu
unserer Erleichterung wurden diese Pläne nicht weiter verfolgt. Nicht
nur wir profitieren von dieser Entscheidung. Spaziergänger können
am See einen der schönsten Wege in der Gemeinde nutzen und und
gelegentlich einem Angler zuschauen - oder dessen interessanten
Sprüche hören, falls es zu einem Interview kommt. An der Pflege der
Wege um den See sind die Angler beteiligt.
Wir wissen, daß Fischer an anderen Gewässern nicht so viel
Verständnis für ihr Anliegen von den Umweltschützern bekommen
haben, wie wir. Es ist ja heute so, dass sich Naturschützer und
Naturverbraucher jeden Tag gegenseitig ihre Grenzen zeigen - man
kann das in unseren Zeitungen lesen. Ich meine aber, am Beispiel
des Stoteler Sees lässt sich vorführen, wie gut sich ein genutzter
Naturraum entwickelt, wenn alle Beteiligten guten Willens sind. Eine
Arbeitsgemeinschaft, so wollen wir sie mal nennen, bestehend aus
den See nutzenden Vereinen, organisierten Naturschützern,
Anliegern, wie den Landwirten und Siedlern, Beschäftigten der
politischen Gemeinde und schliesslich die Tatkraft von Mutter Natur
hat hier etwas entstehen lassen, was sich vorzeigen lässt. Die
Reihenfolge der Beteiligten habe ich aus rhetorischen Gründen so
geordnet, eigentlich müsste sie andersherum geschrieben sein. Aber
schliesslich sind wir es, die heute Jubiläum feiern: Der
Angelsportverein und sein See.
Als wir noch in der Gründungsphase waren, wünschte ich mir
manchmal, dass die Alterstruktur der Mitglieder anders beschaffen
sei. Wir hatten eine fleissige Jugendgruppe und einen grossen Stamm
aktiver Erwachsener, die aber immer noch junge Hopser waren. Wir
hatten nur einen einzigen Senior, das war der selige Artur Daehn, der
Reusenfischer. Heute ist es ganz anders: Ich sehe viele graue Köpfe
in unseren Reihen. Es bleibt uns nun für unseren Verein für die
nächsten 25 Jahre der Wunsch nach einer neuen Generation von
aktiven Mitgliedern, Anhängern und wohlwollenden Förderern der
Fischerei im Stoteler See.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.